Xing hat Suchfunktion erneuert – Fluch oder Segen?

Erstellt am: 18.Feb 2016 | Letztes Update: 06.Mai 2016 | von: | Kategorie(n): Design, Marketing, UI/UX

Re-Design und neue UX bei Xing-Suchfunktion – Bug oder Feature?

Xing hat seine Suchfunktion für Premium-Mitglieder einem Re-Design unterzogen. Was besser geworden ist und was jetzt nicht mehr geht, was vorher einfach war und nun woanders gesucht werden muss, schildere ich in diesem Artikel über die neue Xing-Suchfunktion.

In den letzten Monaten wurden immer wieder Verbesserungen an Xings Suchfunktion unternommen. Die wohl einschneidendste Änderung aus meiner Sicht wurde mir heute offenbar. Denn nicht nur das Design wurde verändert, was ich prinzipiell begrüße, sondern auch der Aufbau der Suchmaske und das wichtigste überhaupt: die Funktionalität wurde verändert. Verschwunden sind einige Felder und z.B. die Auswahlmöglichkeit für die Beschäftigungsart … aber nicht gänzlich. Wo man dafür suchen muss, kannst du hier nachlesen.

Vergleich vorher/nachher – Mitgliedersuche

Xing-Suche bis 16.Feb.2016
Xing Premium-Suche Re-Design

Verschwunden sind die Felder Interessen, Beschäftigungsart, Position, Sprache, Hochschule und Organisation. Dadurch wirkt die Suchmaske nun aufgeräumter als vorher. Das Feld Unternehmen vorher und das Feld Unternehmen nachher gehen nun zusammen und listen nun aktuelle und ehemalige Unternehmen. 

Das Feld Branche speist sich nun aus einer Dropdown-Liste, was ich sehr begrüße. Denn bei der Freitext-Suche nach einer Branche habe ich oft unzufrieden stellende Ergebnisse erhalten.

Das Tätigkeitsfeld bietet hervorragende Möglichkeiten, die eigentliche Tätigkeit eines Kontaktes von der Branche in der sein Unternehmen agiert, zu trennen.

Der Suchen-Button, das ewige Stiefkind bei Xing, hat nun mehr Präsenz, nutzt jedoch noch immer keine Standards.

Ich kann nur vermuten, dass die Entnahme der Felder aus der Premium-Box primär mit deren Verwendungshäufigkeit (Usage Count) zu tun hat.

Wie nun haben sich diese Veränderungen auf meine Suchmöglichkeiten ausgewirkt. Das wurde mir sofort klar, nachdem ich eine mir beliebte Anfrage erneut ausführen wollte.

Das Szenario

Wer häufig auf Xing unterwegs ist, um seine Geschäftskontakte zu pflegen, kommt um die Suchfunktion für die Premium-Mitgliedschaft nicht herum. Mit dieser Suchfunktion lassen sich qualifizierte Geschäftskontakte nach verschiedenen Kriterien filtern. Eine der am häufigsten von mir genutzten Funktionen ist die Filterung per „Ich suche“ und „Ich biete“, dem „Unternehmen“, der „Stadt“ und der „Beschäftigungsart“. In Kombination derer gelange ich an eine geeignete Auswahl von Kontaktmöglichkeiten mit einer enorm hohen Trefferquote und einer hohen Anfrage-Annahme-Quote. Das Ergebnis sind hochwertige Geschäftskontakte mit hohem Lead-Potential. Alles optimal also.

Das Ziel

Die Anfrage an die Suche so gestalten, dass die Trefferquote optimal ist

Um bei meinem Beispiel zu bleiben, ich suche Ansprechpartner in Unternehmen, die Web-Design suchen, aber selbst keines anbieten. Damit bleiben Werbe-Agenturen und Internetagenturen im Filter hängen und die Essenz ist reine Liste der Unternehmerschaft mit Web-Design-Interessen.

Das ließ sich mit folgenden Suchbegriffen realisieren.
Ich suche: „webdesign“, Ich biete: „-webdesign“ (man beachte das Minus-Zeichnen) damit erhalte ich eine gute Auswahl all derer, die nicht selbst Web-Design anbieten. Diese Auswahl kann man dann durch die Region, Stadt oder Beschäftigungsart auf die wesentlichen Ansprechpartner weiter filtern.

Das Problem

Seit dem letzten Update funktioniert diese Vorgehensweise nicht mehr und das Ergebnis sieht wie folgt aus. Siehe die orangenen Markierungen aus dem Screenshot

Xing-Suche 2016

Es werden nun alle Anbieter von Web-Design mit aufgelistet, die selbst auch Web-Design anbieten. Das Ergebnis ist übrigens dasselbe, wie, wenn man das Minus-Zeichen auslassen würde. Und leider nicht das, was gewünscht war. Der Minus-Operator wurde ausßer Kraft gesetzt. Es bleibt nichts anderes übrig als das Feld „Ich biete“ bei der Suche auszulassen. Das führt dazu dass die Ergebnisliste nicht in diesem Sinne eingrenzbar ist.

Die Suche mittels Ausklammerung ist sehr gängig wird  von auch von allen „Großen“ angeboten. Es handelt sich vermutlich um einen Fehler der Xing-Programmierer. Das hoffe ich zumindest stark. Ein bewusste Ausklammerung der Funktion jedoch würde eine Verschlechterung bedeuten. Ich warte die Antwort des Supports ab.

Erleichterung

Zu guter Letzt habe ich dann die Beschäftigungsart doch noch gefunden. Sie taucht erst in der Ergebnisliste auf und wird per Klick als Filter hinzugefügt, so auch die Sprache. Diese Position für einen Filter ist schon länger bekannt und dient der Verfeinerung der Suche, war bislang aber von untergeordneter Bedeutung. Für Recruiter findet sich dort auch der Kandidatenfilter.

Aber…

Genau genommen sind Suchen nach Ort, Land und Branche schon jetzt keine Premium-Funktionen mehr, werden jedoch dort gelistet. Stattdessen sind die Filter Unternehmen, Sprache und Karrierestufe eindeutig Premium-Funktionen, tauchen aber nicht in der Premium-Filterbox auf. Damit ist ein entsprechende Gruppierung in beiden Fällen irreführend, wenn da nicht das Premium-Badge wäre.

Filterspalte bei Premium-Accounts
Filterspalte bei Premium-Accounts
Filterspalte bei Standard-Accounts
Filterspalte bei Standard-Accounts

Badges kennzeichnen die Premium-Funktion auch für eingeloggte Premium-User. Das ist typisch Marketing. Never-Forget the Rich-Features.

Resümee

„‚Alles neu, aber nicht besser‘ will man schreien. Ich frage mich ernsthaft, warum die UI/UX-Experten des Xing-Titan noch immer an der Best-Practise-Methode vorbeischrammen, direkt in den Eisberg“ , wollte ich schon schreiben. Ich muss sagen, dass ich je länger ich das Ergebnis betrachte doch ganz zufrieden mit den Änderungen im Aufbau bin.

Der gute Ansatz eine überbordende Funktionsvielfalt zu reduzieren steht dem Erfordernis gegenüber eben genau dieser Funktionsvielfalt eine sinnvolle Struktur zu geben. Es bieten sich genau drei Stellen an wo auf das Suchergebnis Einfluss genommen werden kann. Das klassische Suchfeld, die Premium-Funktion-Filterbox und der „Kandidatenfilter“ in der rechten Spalte der Ergebnisse.

Das Ergebnis des Re-Designs ist ordentlich und der Mut zu einer nutzerzentrierten (User-Centered) Lösung  erkennbar. Ich wünsche mir an diese Stelle die Behebung des Bugs und die konsequente Weiterentwicklung zu einem logischen Interface und drücke dem Team die Daumen, auf dass das nächste Konzept noch besser aufgeht.

Grüße aus Berlin nach Hamburg

Update

Bug oder Feature – diese Frage ist nun geklärt

Leider, liebe Leser, steht die Verwendung der Suchoperatoren nur noch den XTM-Accounts zur Verfügung. Das ist noch nicht offiziell, die Info stammt aus meinem Telefonat mit dem Xing-Support.

Das ist wirklich schwach. Somit ist der Operator für Netzwerker die ausschließlich auf qualifizierte Suchergebnisse setzen faktisch unerreichbar, denn wer wird schon 3.948€ pro Jahr für Netzwerken ausgeben, soviel kostet das XingTalentManager-Account. Das ist nur etwas für Recruiter, die professionellen Kontaktaufbau zum Hauptberuf haben.
Für den Großteil der Xing-Kunden ist Xing ein selten genutztes großes Telefonbuch, das man aufgrund der neuen Gesetzeslage nicht mehr wahllos nutzen darf. Und diejenigen die wirklich Netzwerken wollen, müssen nun mit doppelt so langen Ergebnislisten hantieren und manuell Spreu von Weizen trennen. Das ist ineffektiv und höchst unzufriedenstellend.

Wer kommt denn auf die Idee dem Hund einfach den Knochen wegzunehmen? Ich will jetzt beißen, sofort!!!

Ausschnitt aus der Antwort des Xing-Support

[…]
mit der neuen Mitgliedersuche stehen Ihnen seit dem 17.02.16 eine große Anzahl von Verbesserungen zur Verfügung! Diese ist zu Testzwecken zunächst für ca. 50% aller XING-Mitglieder freigeschaltet, was möglicherweise erklärt, warum Kollegen oder Freunde von Ihnen weiterhin die alte Suchmaske haben.

Wichtigste Änderung ist die deutliche Verbesserung der Qualität der Suchergebnisse. Dazu zählt zum Beispiel die verbesserte Toleranz bei der Eingabe falsch buchstabierter aber ähnlich klingender Namen (z.B. „Thorsten“ / „Torsten“ oder „Seedorff“ / „Seedorf“). Auch Kurznamen werden jetzt besser verstanden (z.B. „Jenni“ / „Jennifer“ oder „Sebastian“ / „Basti“). Der Algorithmus erkennt nun außerdem bei vielen Begriffen automatisch, ob Sie nach einem Personennamen oder einen Unternehmensnamen suchen. „Lisa Xing“ findet für Sie zum Beispiel Nutzer mit den Namen „Lisa“ bei dem Unternehmen „XING“. Die Resultate sind zudem personalisiert, d.h. wir nutzen ihr individuelles Kontaktnetzwerk um ihnen noch passendere Ergebnisse auszuspielen.

Auch an der Oberfläche hat sich viel getan! In den Suchergebnissen sehen Sie nun ab sofort „Highlighted matches“, so dass Sie gleich erkennen können, warum ein Suchergebnis für ihre Suchanfrage relevant ist. In der erweiterten Suchmaske für Premium Mitglieder finden Sie außerdem ein neues Suchfeld „Tätigkeitsfeld“, mit dem Sie neben der Branche (z.B. „Automobil und Fahrzeugbau“) auch gezielt nach Funktionen wie „Einkauf“, „Marketing“ oder „Personalwesen“ suchen können. Dazu gibt es am rechten Rand neben den Suchergebnissen einen neuen Filter, mit dem Sie gezielt nach „Nicht-Kontakten“ suchen können.

Im Rahmen der Überarbeitung haben wir auch einige Vereinfachungen am Erweiterten Suchformular vorgenommen. Das Suchfeld zur Beschäftigungsart („Angestellter/Freiberufler/etc.“) ist jetzt ein Filter am rechten Rand neben den Suchergebnissen, hier finden Sie auch die Sprache. Das Suchfeld nach dem „Vorherigen Unternehmen“ wurde mit dem Suchfeld für das „Jetzige Unternehmen“ zu einem Suchfeld fusioniert, da es bei weniger als 0,1% aller Suchen verwendet wurde. Wenn Sie also beispielsweise nach „Volkswagen BMW“ suchen, finden Sie Menschen die „Volkswagen“ und „BMW“ in ihrem Lebenslauf haben. Das gleiche gilt für das Suchfeld zur „Vorherigen Position“. Im XING Talentmanager können Sie übrigens nach wie vor getrennt nach dem vorherigen und jetzigen Unternehmen bzw. der vorherigen und jetzigen Position suchen.
[…]

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Über den Autor

Hier schreibt Ingo Förster, UX-Professional und -Stratege über User Experience-Design. User-Interface-Design, Web-Design & Programmierung, manchmal auch über Online-Marketing und alles was zum täglichen Brot eines UXlers gehört.

Ingo hat durch seine selbständige Tätigkeit viel Erfahrung in zwei Hauptbereichen sammeln können. Zum einen in im weiteren Sinne Interaction Design mit allen Disziplinen, angefangen mit Grafischer Gestaltung für Web, Programmierung von Internet-Auftritten mit Typo3, Wordpress oder Magento eCommerce und Usability-Konzepten für Touch-Bedienung. Randbereiche wie SEO und Online-Marketing wurden regelmäßig bearbeitet.

Ingo interessiert sich für Webtechnologien, Touch-UIDs und erleichterte Bedienverhältnisse in Software. Ingo ist im Bereich Multimedia lehrend tätig gewesen.