Stell dir vor, du bist in einem Geschäft und erreichst eine der oberen Regale nicht – aber nicht, weil du klein bist, sondern weil das Regal einfach nicht für jeden zugänglich ist. Genau so ergeht es vielen Menschen, wenn sie Websites, Apps oder digitale Services nutzen: Sie stoßen immer wieder auf Hürden, die es ihnen erschweren, teilzuhaben oder Dinge zu erledigen, die für andere selbstverständlich sind. Hier kommt der European Accessibility Act (EAA) ins Spiel: Ein Gesetz der EU, das Barrierefreiheit zur Pflicht für zahlreiche Produkte und Dienstleistungen macht und darauf abzielt, gleiche Chancen und Zugang für alle zu schaffen.
Der EAA geht über den Online-Raum hinaus und gilt auch für Geräte wie Geldautomaten, Ticketautomaten und Telefone. Er ist wie ein unsichtbarer Handlauf, der dabei hilft, dass digitale und physische Barrieren Stück für Stück verschwinden und unsere Welt ein kleines Stück inklusiver wird.
Worum geht es im European Accessibility Act?
Ziele des European Accessibility Act
Der EAA verfolgt primär das Ziel, einheitliche Standards für Barrierefreiheit in der gesamten EU zu etablieren und so den Binnenmarkt zu stärken. Durch die Harmonisierung von Anforderungen können Unternehmen ihre Produkte und Dienstleistungen einfacher in mehreren EU-Staaten anbieten und damit Barrieren abbauen.
Welche Produkte und Dienstleistungen sind betroffen?
Der European Accessibility Act gilt für eine Vielzahl von Produkten und Dienstleistungen, darunter:
- Produkte wie Computer, Smartphones, Ticketautomaten, Geldautomaten, E-Reader und digitale Fernsehdienste.
- Dienstleistungen wie E-Commerce, Online-Banking, elektronische Kommunikation (z. B. Websites und Apps), öffentliche Verkehrsdienste (z. B. Buchungssysteme), audiovisuelle Medien sowie bestimmte Aspekte des stationären Einzelhandels.
Anforderungen und Umsetzungszeitrahmen
Die Richtlinie verlangt eine barrierefreie Gestaltung dieser Produkte und Dienstleistungen, einschließlich barrierefreier Benutzeroberflächen und Inhalte, leicht zugänglicher Hardware sowie umfassender Unterstützung von assistiven Technologien. Die EU-Mitgliedstaaten sind verpflichtet, die Bestimmungen des EAA bis zum Jahr 2025 umzusetzen.
Bedeutung des EAA
Der European Accessibility Act ist ein wichtiger Schritt in Richtung Inklusion, da er darauf abzielt, Barrieren im digitalen und physischen Raum abzubauen und so die Chancengleichheit zu fördern. Die Richtlinie ergänzt bestehende Gesetze wie die Web Accessibility Directive, die bereits bestimmte Webinhalte öffentlicher Einrichtungen für alle zugänglich machen soll.
Für Unternehmen und öffentliche Einrichtungen bedeutet der EAA zusätzliche Anpassungen und regelmäßige Kontrollen, um sicherzustellen, dass sie die Barrierefreiheitsanforderungen erfüllen.
Welche Bedeutung hat der EAA für mich als Website-Betreiber?
Für dich als Betreiber einer Website oder eines E-Commerce-Shops bringt der European Accessibility Act (EAA) ein paar spannende, aber machbare Aufgaben mit sich. Der EAA bedeutet, dass du sicherstellen musst, dass dein Online-Angebot für wirklich alle zugänglich ist – also auch für Menschen mit Seh-, Hör- oder anderen Einschränkungen. Das heißt konkret: Es braucht barrierefreie Navigationen, gut lesbare und verständliche Texte, Alternativtexte für Bilder und eine Kompatibilität mit Screenreadern. Dadurch wird deine Website nicht nur inklusiver, sondern auch benutzerfreundlicher – was übrigens auch bei Suchmaschinen gut ankommt.
Wenn du firmeneigene Software für deine Mitarbeiter entwickelst, die hauptsächlich Experten sind, ist es sinnvoll, auch hier Barrierefreiheit sicherzustellen. Zwar richtet sich der EAA vor allem an Produkte und Dienstleistungen für Endnutzer, aber die Prinzipien der Barrierefreiheit gelten zunehmend auch in der internen Software. So kann jedes Teammitglied – ob mit Einschränkungen oder nicht – die Software vollständig nutzen und seine Aufgaben effizient erledigen. Barrierefreiheit sorgt dafür, dass alle Mitarbeiter uneingeschränkten Zugang zu den Tools haben und sie ohne Hürden bedienen können.
Interessante Frage, @Junior-UX-Designer! Ein sehr nützlicher Einstieg ist tatsächlich der Einsatz von Testing-Tools wie WAVE oder Axe, die spezifische Barrierefreiheitsprobleme identifizieren. Für kleine Projekte könnte man erst mit kontrastreichen Farben und gut strukturierten HTML-Tags beginnen, die Screenreader unterstützen. Ein Tipp: Fokussiere dich zunächst auf die wichtigsten Anforderungen – wie Alternativtexte und eine klare Navigation – und steigere die Komplexität allmählich. Welches Ziel hast du dir beruflich in der Barrierefreiheit gesetzt? Ich finde es klasse, dass du dich dafür begeisterst!
Danke für den Artikel, Ingo! Ich habe vor kurzem mit der Thematik angefangen und der EAA ist ein sehr wichtiges Thema für mich. Würde gern mehr darüber erfahren, wie genau man die Anforderungen für ein kleines Webprojekt umsetzen könnte – gibt es spezielle Tools, die hier hilfreich sind? Und was ist ein einfacher erster Schritt, um meine eigenen Projekte barrierefreier zu gestalten? Ich möchte unbedingt in die Richtung UX-Design und Barrierefreiheit gehen!
Stimme zu, gute Anmerkung.
Sehr informativer Artikel! Ein Punkt, den man noch ergänzen könnte, ist der Aspekt der Bedienbarkeit für Menschen mit motorischen Einschränkungen. Viele digitale Oberflächen sind zwar für Screenreader optimiert, aber die Navigation per Tastatur wird oft vernachlässigt. Auch einfache Maßnahmen wie eine bessere Farbanpassung und größere Klickflächen könnten hier enorm hilfreich sein. Das wäre meiner Meinung nach eine wichtige Ergänzung.“